Christina Hesselholdt „Venezianisches Idyll“

Venedig steht für Schönheit gleichermaßen wie für Verfall. Und doch hat diese Stadt eine einzigartige Anziehungskraft, auch für die Literatur. Die vielfach prämierte dänische Autorin Christina Hesselholdt entwirft in ihrem Roman ein literarisches Vexierspiel im Labyrinth der Gänge und Kanäle, dass so besonders wie skurril ist.
Gustava heißt die Hauptfigur, ist Psychiaterin, fühlt sich leer und aufgebraucht und will ihrem Leben ausgerechnet am Polarkreis in Tromsø ein Ende setzen. Nicht ohne ihren Bruder Mikael, mit dem sie eine liebevolle Beziehung mit gewissen Abhängigkeiten verbindet, noch in einem Brief zu informieren. Mikael, äußerst beunruhigt, reist seiner Schwester nach, die inzwischen doch zum Glück beschlossen hat, in den Süden aufzubrechen: verspricht La Serenissma doch Lebenslust und Sinnenfreude, tägliche Negronis inklusive. Und während sich Mikael auf den Spuren Gustav von Achenbachs auf der Suche nach seiner Schwester in Venedig verirrt, versucht Gustava, sich den Anspannungen und Zwängen in ihrem Leben zu entziehen.
„Venezianisches Idyll“ ist ein moderner, aktueller Roman, der durch seine vielen literarischen Motive und Anspielungen und die ungewöhnliche Form mit einem wechselseitigen kommentierenden Erzähler sehr besticht. Und nicht nur im Thomas-Mann-Jahr pointiert unterhält!
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