Ein Infarkt ist eine Herzensangelegenheit – keine Frage. Jan Weiler liefert mit seinem neuen „Munk“ eine umfassende und humorige Analyse moderner Liebesbeziehungen und ihrem Scheitern, entstanden aus Kolumnen, die in der NZZ am Sonntag erschienen sind.
Peter Munk, 51, ledig, bekommt ausgerechnet auf einer Rolltreppe eines Kaufhauses in Zürich einen Herzinfarkt, worüber er weniger verwundert denn vielmehr empört ist. Er ist erfolgreicher Architekt und Chef eines großen Büros, das international tätig ist, und wurde gerade von seiner Freundin für einen Perkussionisten verlassen, der auch noch Liegerad fährt, was ihn sehr ärgert. Nach Krankenhaus und Operation wird Munk eine Reha empfohlen, in einem Fünfsternehotel mit Wellness im Schwarzwald (gedünsteter Sellerie an Blattsalat), wo er die Chance bekommt, sein Leben zu ändern. Der beratende Psychiater empfiehlt Munk, doch einmal über seine Beziehungen zu Frauen nachzudenken. Und derer gibt es so einige in Munks Leben, genauer gesagt 14, von Judith bis Nadja über Harper und Claudia; Beziehungen, die bereichernd, schön, überraschend, aber auch anstrengend und kummervoll waren; manche davon dauerten länger, andere waren nur sehr kurz. Geneigte LeserInnen erfahren nun alles übers erste Treffen, Gespräche und natürlich auch das körperliche Näherkommen; aber auch so einiges über Munks Vater, einen ganz unangenehmen Typen von Bauunternehmer, der geschäftlich die Leute gern über den Tisch gezogen hat und privat ein ziemliches Arschloch war: seine Affären hat er minutiös in Aktenordnern dokumentiert…
Jan Weilers Roman über Liebesbeziehungen ist flott zu lesen, auch wegen der pointierten Charakterisierungen und vielen Facetten, die sich hier finden. Natürlich wird hier auch übertrieben, aber das macht ja bekanntlich anschaulich. Ein Lesevergnügen mit Tiefgang!
Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy
Bei herrlichem Wetter zwei wunderbare Lesungen im Gartentheater der Herrenhäuser Gärten.
Um 12 Uhr stellten Regine Stünkel und Heinrich Hecht
den Bildband „Faszination Naturpark Steinhuder Meer“ vor.
Um 14 Uhr stellte dann Ingo Siegner sein neues Buch
„Der kleine Drache Kokosnuss bei den alten Griechen“ vor.
Es war so schön und ein großer Dank an allen Beteiligten.
Und pünktlich vorm Gewitter waren dann auch alle wieder trocken zu Hause.
Nach „Glutspur“ nun ein neuer Fall für die Privatdetektivin Liv Jensen, einem spannenden Bestseller aus Dänemark, in dem es so gar nicht beschaulich zugeht.
Alles dreht sich um verwickelte Ermittlungen und einen unaufgeklärten Fall, der bereits 30 Jahre zurückliegt.
Liv Jensen bekommt einen Anruf von ihrem ehemaligen Kollegen bei der Polizei, Petter, der sie um Hilfe bittet. Auf einer kleinen Insel wurde ein iranisch-dänischer Mann mit durchgeschnittener Kehle in einem Zelt gefunden. Ein Familienausflug? Seine beiden Kinder, Sohn und Tochter, sind nun verschwunden, und Liv soll heimlich nachforschen.
Ihre Ermittlungen sind nicht ungefährlich und konzentrieren sich zunehmend auf ein ehemaliges Flüchtlingslager, wo 1990 ein Migrant spurlos verschwunden ist. Liv kann nicht wissen, dass ihr Nachbar Nima ehemals ein enger Freund des Ermordeten war, auch er ist vor langer Zeit unter schwierigen Bedingungen aus dem Iran geflohen…
Viele Spuren und Erzählstränge bilden hier ein intensives Geflecht an Spannung. Es geht um Gewalt gegen Flüchtende, den langen Arm eines unmenschlichen Regimes, um Selbstverleugnung und Heimischwerden. Bedrückend und emotional, ein tiefgründiger Krimi.
Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy