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Kristine Bilkau „Halbinsel“

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Die Hamburger Autorin Kristine Bilkau hat den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 gewonnen.

Für ihren überzeugenden Roman, der am Beispiel einer neu zu justierenden Mutter-Tochter-Beziehung den gesellschaftlichen Wandel zeigt.

Annett, die Ich-Erzählerin in diesem Roman, lebt auf einer Halbinsel an der Nordsee, ist früh verwitwet und hat ihre Tochter Linn allein aufgezogen. Nach einem Zusammenbruch, den Linn während eines Vortrages erlebt, bricht sie mit ihrem Leben, kündigt den gutdotierten Job in Berlin für ein Unternehmen, das sich mit Aufforstung beschäftigt und zieht zunächst für ein, zwei Wochen zu ihrer Mutter.

Aus den Wochen wird ein ganzer Sommer, in dem Mutter und Tochter neu zueinander finden müssen – denn weiß man als Mutter wirklich, wie es der eigenen Tochter eigentlich geht? Müssen Töchter die Erwartungen der Mütter erfüllen?

Annett fühlt sich hilflos gegenüber der Antriebslosigkeit ihrer Tochter, die am Ende einen Job in einer Bäckerei annimmt. Und doch dabei ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.

Umsichtig und mit ruhigem Erzählfluss thematisiert Kristine Bilkau den Konflikt zwischen Fürsorge und Freiheit und stellt die Frage, wer in dieser Welt zahlloser Krisen eigentlich noch krisenfest sein kann.  Es geht um sich verändernde Lebenswirklichkeiten und nicht zuletzt Linns Einsatz für den Klimaschutz, der seine Entsprechung in exzellenten Naturbeschreibungen findet. Ein kluger Gesellschaftsroman!

 

ISBN 978-3-63087730-3  € 24,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Cay Rademacher „Nacht der Ruinen“

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Der Einmarsch amerikanischer Truppen im Rheinland und natürlich auch in Köln im März 1945 hat Cay Rademacher zu einem großartigen Roman inspiriert, der auch ein Krimi ist. Fiktion und Historie geben diesem Buch einen fesselnden Sog.

Köln in Ruinen: zerbombt, zerstört, alle Brücken gesprengt – auf der anderen Rheinseite wird noch gekämpft. Joseph Salomon (Joe Salmon) kehrt als amerikanischer Soldat in seine Heimatstadt zurück, speziell ausgebildet, Kontakt zur deutschen Bevölkerung aufzunehmen. Beim letzten großen Angriff der Alliierten ist ein amerikanischer Bomberpilot abgestürzt und in einer ausgebrannten Kirche gelandet. Dort wurde er gelyncht – ein Kriegsverbrechen, das aufgeklärt werden muss. Joes Suche nach dem Mörder führt ihn gemeinsam mit dem britischen Kriegsreporter George Orwell durch die ganze Stadt: vom Hauptquartier der Alliierten im Allianzgebäude über Braunsfeld, sein Heimatveedel Sülz, den Melatenfriedhof und natürlich auch Bayenthal und Marienburg, wo er eine alte Freundin wiedertrifft, die inzwischen mit einem berühmten Arzt verheiratet ist. Die Orientierung in den zerstörten Straßen ist ebenso schwierig wie die Zeugenbefragung: alle wissen etwas und keiner will etwas sagen. Nur Irmgard Keun hat mancherlei gesehen…

Atmosphärisch dicht, genaue Ortsbeschreibungen und die einfühlsam beschriebene allgemeine Trostlosigkeit in einer zerstörten Stadt mit ihren Ruinen und zerlumpten Gestalten machen diesen Roman zu einer beeindruckenden Lektüre.

Natürlich ist Köln die schönste Stadt der Welt – aber das war sie nicht immer. Daran zu erinnern, taugt dieser aktuelle Roman – ein Antikriegsroman – allemal. Damit diese Zeiten nie wiederkehren.

ISBN 978-3-75580034-7    € 24,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Martin Mosebach „Die Richtige“

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Ein Kammerspiel, ein Künstlerroman, vor allem aber ein kunstfertiges Stück Literatur – das ist der neue Roman von Martin Mosebach. Es geht um Kunst und die Menschen um die Kunst herum, die hier raffiniert und nicht ohne einen gewissen Manierismus zur Darstellung kommen.

Louis Creutz ist ein erfolgreicher Maler, der alles seiner Arbeit unterordnet. Eigentlich ein genau kalkulierender Unsympath, der auf der Bühne seines Ateliers seinen Auftritt pflegt. Sein Sujet sind die Frauen, genauer: „die malerische Erfassung des weiblichen Körpers.“ Kurz: perfekte Akte. Doch ohne Mäzene geht es nicht, so folgt er nur zu gern der Einladung eines befreundeten Ehepaares nach Venedig, wo er Astrid kennenlernt. Und sie flugs mit einer kleinen Intrige an den erfolgreichen Unternehmer Dietrich als Ehefrau vermittelt. Und so entspinnt sich eine spannende, mit überraschenden Wendungen gespickte Geschichte um eine kleine Gruppe an interessantem Personal.

Martin Mosebach beschreibt seine Figuren nicht, er malt sie mit offensichtlichem Genuss mit Worten, nicht ohne Scharfzüngigkeit – zum großen Vergnügen seiner Leser. Fein ausgelotete Dialoge, ein ruhiges, genau gesetztes Erzählen und ein langer Spannungsbogen mit überraschenden Wendungen geben diesem Roman die veredelte Würze. Man täusche sich aber nicht: auch Kunstwerke können Täuschungen sein!

 

ISBN 978-3-42328455- 4    € 26,-

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Christina Hesselholdt „Venezianisches Idyll“

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Venedig steht für Schönheit gleichermaßen wie für Verfall. Und doch hat diese Stadt eine einzigartige Anziehungskraft, auch für die Literatur. Die vielfach prämierte dänische Autorin Christina Hesselholdt entwirft in ihrem Roman ein literarisches Vexierspiel im Labyrinth der Gänge und Kanäle, dass so besonders wie skurril ist.

Gustava heißt die Hauptfigur, ist Psychiaterin, fühlt sich leer und aufgebraucht und will ihrem Leben ausgerechnet am Polarkreis in Tromsø ein Ende setzen. Nicht ohne ihren Bruder Mikael, mit dem sie eine liebevolle Beziehung mit gewissen Abhängigkeiten verbindet, noch in einem Brief zu informieren. Mikael, äußerst beunruhigt, reist seiner Schwester nach, die inzwischen doch zum Glück beschlossen hat, in den Süden aufzubrechen: verspricht La Serenissma doch Lebenslust und Sinnenfreude, tägliche Negronis inklusive. Und während sich Mikael auf den Spuren Gustav von Achenbachs auf der Suche nach seiner Schwester in Venedig verirrt, versucht Gustava, sich den Anspannungen und Zwängen in ihrem Leben zu entziehen.

„Venezianisches Idyll“ ist ein moderner, aktueller Roman, der durch seine vielen literarischen Motive und Anspielungen und die ungewöhnliche Form mit einem wechselseitigen kommentierenden Erzähler sehr besticht. Und nicht nur im Thomas-Mann-Jahr pointiert unterhält!

ISBN 978-3-44628249-0   € 24,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Katharina Hagena „Flusslinien“

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In ihrem neuen Roman erzählt Katharina Hagena Lebensgeschichten an zwölf Sommertagen – berührende Lebensgeschichten, in denen es auch um Singen und Zeichnen geht, um ein Orchester für Luftinstrumente und die große Idee eines Tattoos, um Maulwurfshügel und den Schierling-Wasserfenchel.

Margrit ist schon 102 Jahre alt, hört nicht mehr gut und lässt sich jeden Tag von ihrem Heim am Elbufer von Arthur samt Rollator in den Römischen Garten am Elbhang in Blankenese bringen – für sie ein Ort mit vielen Erinnerungen, besonders an ihre große Jugendliebe Else, die diesen Garten im Auftrag der Familie Warburg gepflegt hat. Während Margrits Tochter Brisko einen Wasserturm umbauen will und so gar nicht mit ihrer Tochter Luzie klarkommt, die in eine DLRG-Hütte am Elbstrand gezogen ist, um sich nach einem schrecklichen Erlebnis eine „Auszeit“ zu nehmen. Am Strand ist auch Arthur stetig unterwegs, um nach verschütteten Schätzen im Elbschlick zu suchen, auch er hat mit dunklen Gedanken zu kämpfen.

Katharina Hagena liefert mit den „Flusslinien“ einen ruhig und klug erzählten Gegenwartsroman, in dem viele Themen angesprochen und motivisch dicht miteinander verwoben werden – gleich einem dichten Teppich an Wasserpflanzen. Das Motiv vom Fluss als Ort des Lebens und Vergehens ist nicht neu, aber hier atmosphärisch dicht und überzeugend durchgestaltet. Fast kann man die Elbe riechen, und so ist dieser Roman auch eine Hommage an den großen Strom.

ISBN 978-3-46200729-9   € 24,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy

 


Jakob Hein „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“

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Ausgerechnet Franz Josef Strauß hat der nahezu zahlungsunfähigen DDR 1983 mit einem privaten Bankenkonsortium aus dem Westen zu einem Milliardenkredit verholfen – ein Deal wirtschaftlicher Interessen und Ergebnis einiger privater Beziehungen. Ein echter Coup, um den sich Legenden ranken. Denen Jakob Hein nun eine phantasievolle wie überaus witzige Geschichte hinzufügt, mit einer „verwegenen Idee.“

Grischa Tannberg nämlich, gewitzter Held in diesem komischen Roman und Sohn strammer Parteigenossen mit einer eigenwilligen Vorliebe zu Kino und überhaupt Filmbegeisterter, wird Mitarbeiter in der Staatlichen Planungskommission (PlaKo) Außenwirtschaft in Ostberlin, bezieht eine Zwei-Raum-Wohnung im Plattenbau und wird als erstes aufgeklärt, dass seine Aufgabe im „kunstvollen Warten“ bestünde.  Doch als Jungaktivist er hat sofort einen genialen Einfall, was die Handelsbeziehungen zwischen der DDR und Afghanistan angeht, schließlich hat man ja einen Freundschaftsvertrag. Stichwort: Afghanische Spezialitäten als Exportschlager für den Westen, angeboten im Freundschaftsladen am Grenzübergang in Berlin. Was nicht nur zu tumultartigem Grenzverkehr führt, sondern auch westdeutsche Politiker aufschreckt, die zügig nach Bayern zum deutsch-deutschen Gespräch einladen…

Jakob Hein ist ja nicht nur Schriftsteller, sondern auch Psychiater und weiß genau um das Tragisch-Komische im Menschlichen. Einmal mehr bringt er uns mit einem Buch zum Lachen, wunderbar!

 

ISBN 978-3-86971316-8   € 23,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Wolf Haas „Wackelkontakt“

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Der österreichische Schriftsteller Wolf Haas ist Kult. Sein abgründiger Humor ist schräg, ungeheuer komisch und spielt mit Perspektiven und Wahrnehmungen. Kein Wunder, dass sein neuer ‚Held‘ Escher heißt.

Franz Escher, der Ordnung und Puzzles mit Kunstwerken liebt und im Übrigen als Trauerredner arbeitet, wartet auf den Elektriker, denn eine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Er vertreibt sich die Wartezeit mit der Lektüre eines Buches, das von einem inhaftierten Mafiakiller handelt, der im Gefängnis auf die Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm und die Überstellung nach Deutschland wartet. Auch der Mafiosi liest: in einem Buch, in dem Escher auf den Elektriker wartet…

Und nun beginnt ein literarisches Doppelspiel – man könnte fast sagen: eine Versuchsanordnung –, dass es in sich hat und einen mitreißenden Sog entwickelt. Escher liest Russo, und Russo liest Escher, das ergibt spannende verwickelte Geschichten, in denen es natürlich auch Tote gibt und doch sehr viel zum Lachen: Mehrdeutigkeiten, schräger Sprachwitz und skurrile Wortspiele wechseln sich ab und machen diesen Roman zu einem äußerst denkwürdigen Lesevergnügen.

Ein Wackelkontakt kann Leib und Leben gefährden, das wissen wir ja, aber dass man so herzhaft darüber lachen kann, das lernen wir in Wolf Haas‘ Roman mit einer umwerfend innovativen Idee, mit der Phantasie und Wirklichkeit zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen.

 

ISBN 978-3-44628272-8    € 25,-

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Unsere Lieblingsbücher

Empfehlungen

Heute werben wir wieder in der HAZ und NP

für unsere liebsten Bücher und Lesungen!

Angela Merkel, Beate Baumann – Freiheit

Jojo MoyesZwischen Ende und Anfang

Heinz StrunkZauberberg 2

Hans-Peter WiechersFaltenfrei für 150 Euro

Annika StraussNachtfahrt Lesung am 20. Januar 2025 um 17 Uhr

Heinrich Hecht Faszination Naturpark Steinhuder Meer –

Signierstunde am 7. Dezember 2024 um 12 Uhr

Ulrike VolkhardtDer Fotoschatz der Marktkirche Hannover

Hauschild Kalender 2025


Alle Bücher sowie Lesungskarten bekommen Sie bei uns im Laden.

Wir wünschen viel Spaß!


Joachim Meyerhoff „Man kann auch in die Höhe fallen“

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Er kann schauspielern, sprechen, schreiben und liebt die Groteske. Dafür wurde er schon ausgezeichnet. Jetzt ist er wieder da, mit einem herrlichen neuen Buch! Das seine Reihe autobiografischer Bücher fortführt und bereichert.

Joachim Meyerhoff ist mit seiner Familie nach einem Schlaganfall von Wien nach Berlin gezogen – doch die hektische, auch aggressive Hauptstadt bekommt ihm nicht. Nach seiner Krankheit ist er verunsichert, empfindlich geworden und sehr nervös. So zieht er für mehrere Wochen zu seiner Mutter aufs Land, die Haus und Garten („ein Paradies“) in Schleswig-Holstein besitzt und ihn direkt zur Gartenarbeit beordert. Es sind Schlachten gegen das Unkraut zu gewinnen, auch gegen die innere Verunsicherung. Meyerhoffs Mutter ist eine couragierte Frau Mitte achtzig, ein Energiebündel, die in der Ostsee schwimmt, trinkt, raucht und von sich sagt, es ginge ihr „prächtig.“ Allmählich kann Meyerhoff wieder schreiben, Mut fassen, sich bemuttern lassen und doch auch zu sich finden. Kindheitserinnerungen kommen hoch und viele wahnsinnig komische Anekdoten aus seinem Theaterleben finden hier Platz.

Meyerhoff hat ein wunderbares, ernstes und lustiges ‚Gesundungsbuch‘ geschrieben – und zugleich eine Liebeserklärung an seine Mutter. „Mutter macht Mut“ heißt denn ein Kapitel – in der Tat macht dieser Roman auch allen Mut, die ihn lesen.

 

ISBN 978-3-46200699-5       € 26,-

 

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy

 


Robert Harris „Abgrund“

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Gern hat er sich mit deutlich jüngeren Frauen umgeben: Premierminister H.H.Asquith. Die 35 Jahre jüngere Venetia Stanley erhielt bis 1915 ganze 560 Briefe von ihm, teils mit Staatsgeheimnissen. Robert Harris hat aus diesem echten Stoff einen spannenden Pageturner gemacht.

London im Sommer 1914, es ist heiß. Und Europa taumelt in den Abgrund, auch die Diplomatie kann eine Katastrophe nicht verhindern. Der britische Premier Asquith, ein viktorianischer Liberaler, führt sein Land unfreiwillig in den Krieg, Lichtblick in den Krisenzeiten sind seine geheimen Treffen mit Venetia Stanley, einer klugen Frau aus der Oberschicht, die das Risko liebt. Und die Macht. Mit ihr teilt der Premier den Inhalt geheimer Staatspapiere, und während einer Spazierfahrt im Napier, dessen Innenraum sich leicht in ein Separée verwandelt lässt, entsorgt er sorglos die Schnipsel heikler Telegramme aus dem Autofenster. Nicht ahnend, dass diese von achtsamen Londonern aufgesammelt werden und zur Spionageeinheit des Special Branch gelangen. Detective Inspector Paul Deemer wird beordert, diese Sache aufzuklären, während der Erste Weltkrieg ausbricht. Die nationale Sicherheit ist mehr als bedroht, und Winston Churchill als Erster Sealord bei Gallipoli wird mehr als eine dicke Zigarre verpasst bekommen…

Fakten und Fiktion hat Robert Harris zu einem wunderbaren und äußerst unterhaltsamen Politthriller zusammengestrickt – mit viel Sinn fürs Detail und dem typisch britischen Humor! Toll!

ISBN 978-3-45327372-6   € 25,-


Jan Weiler „Munk“

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Ein Infarkt ist eine Herzensangelegenheit – keine Frage. Jan Weiler liefert mit seinem neuen „Munk“ eine umfassende und humorige Analyse moderner Liebesbeziehungen und ihrem Scheitern, entstanden aus Kolumnen, die in der NZZ am Sonntag erschienen sind.

Peter Munk, 51, ledig, bekommt ausgerechnet auf einer Rolltreppe eines Kaufhauses in Zürich einen Herzinfarkt, worüber er weniger verwundert denn vielmehr empört ist. Er ist erfolgreicher Architekt und Chef eines großen Büros, das international tätig ist, und wurde gerade von seiner Freundin für einen Perkussionisten verlassen, der auch noch Liegerad fährt, was ihn sehr ärgert. Nach Krankenhaus und Operation wird Munk eine Reha empfohlen, in einem Fünfsternehotel mit Wellness im Schwarzwald (gedünsteter Sellerie an Blattsalat), wo er die Chance bekommt, sein Leben zu ändern. Der beratende Psychiater empfiehlt Munk, doch einmal über seine Beziehungen zu Frauen nachzudenken. Und derer gibt es so einige in Munks Leben, genauer gesagt 14, von Judith bis Nadja über Harper und Claudia; Beziehungen, die bereichernd, schön, überraschend, aber auch anstrengend und kummervoll waren; manche davon dauerten länger, andere waren nur sehr kurz. Geneigte LeserInnen erfahren nun alles übers erste Treffen, Gespräche und natürlich auch das körperliche Näherkommen; aber auch so einiges über Munks Vater, einen ganz unangenehmen Typen von Bauunternehmer, der geschäftlich die Leute gern über den Tisch gezogen hat und privat ein ziemliches Arschloch war: seine Affären hat er minutiös in Aktenordnern dokumentiert…

Jan Weilers Roman über Liebesbeziehungen ist flott zu lesen, auch wegen der pointierten Charakterisierungen und vielen Facetten, die sich hier finden. Natürlich wird hier auch übertrieben, aber das macht ja bekanntlich anschaulich. Ein Lesevergnügen mit Tiefgang!

 

ISBN 978-3-45327378 8  € 24,-

Dieses Buch empfiehlt Ulrike Groffy


Mareike Krügel „Alle wissen hier alles“

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In einer dörflichen Gemeinschaft bleibt meist nur wenig geheim, man kennt einander und Gerüchte verbreiten sich schnell. Insbesondere, wenn zwei Frauen plötzlich in einem Haus wohnen, weil eine von ihnen Blutergüsse im Gesicht hat.

Martina heißt die Ich-Erzählerin, die mit ihrer Tochter allein in einem Haus irgendwo in Norddeutschland lebt; sie lebt von gelegentlichen Putzjobs und hat ein paar Marotten: mittwochs geht sie gern auf den Friedhof und stellt sich Geschichten zu den Verstorbenen vor. Sympathisch macht sie auch, dass sie Kasia mit ihrer Tochter bei sich aufnimmt, weil diese von ihrem Mann misshandelt wird. Doch das Beisammensein der beiden Frauen bringt auch Probleme mit sich, zwei Lebensanschauungen prallen hier aufeinander. Insbesondere, als Kasia zu ihrem Mann zurückgeht.

Die beiden Frauen haben ihre eigenen Ängste, empfinden Bedrohungen von innen wie von außen, sind auch traumatisiert. Die einzige Klarheit sehen sie in der bisweilen erdrückenden Verantwortung ihren Töchtern gegenüber.

Mareike Krügel hat einen unheimlichen Roman geschrieben; das Psychogramm einer Frau entworfen, einer Frau, die sich nach Sicherheit sehnt. Mit empathisch klugen Beobachtungen und gelungenen Dialogen.

 

ISBN 978-3-49206093-6  € 22,-